War die Prämienerhöhung 2023 erst der Anfang?
Die Schweizer Krankenkassenprämien steigen weiterhin ungebremst an, was zu finanziellen Belastungen für viele Familien führt. Verena Nold, eine Expertin (Santésuisse-Direktorin) auf dem Gebiet, erörtert im Interview die Gründe für diese beunruhigende Entwicklung und mögliche Ansätze zur Lösung des Problems.
Ursachen für die steigenden Krankenkassenprämien
Zu den Hauptursachen für immer weiter steigende Kosten sieht Nold zum einen die Arzneimittelkosten: Die hohen Preise in der Schweiz und die große Menge an verschriebenen Medikamenten tragen zu dieser Entwicklung bei. Zu anderen führt die hohe Ärztedichte dazu, dass mehr Menschen zum Arzt gehen und automatisch mehr behandelt wird, so Nold. Ob diese Therapien immer notwendig und zielführend sind, ist jedoch unklar, da es an Daten zur Qualität der Behandlungen mangelt.
Fehlende Daten zur Qualität von Behandlungen
Nold betont, dass es derzeit keine genauen Daten zur Qualität von Behandlungen gibt. Die Eidgenössische Qualitätskommission arbeitet jedoch daran, Transparenz in diesem Bereich zu schaffen. Dies soll durch Qualitätsmessungen erreicht werden, die unnötige Behandlungen vermeiden und Geld einsparen helfen.
Effizientere Behandlung als Lösungsansatz
Nold stellt fest, dass eine effizientere Behandlung Kosten einsparen und die Patientenversorgung verbessern könnte. Eine Studie des Bundesrats hat ergeben, dass bei effizienter Behandlung fast 20 Prozent respektive etwa acht Milliarden Franken Kosten eingespart werden könnten.
Spezialisierung und Qualitätsverbesserung
Die Expertin schlägt vor, dass Spezialisierung und Qualitätsverbesserung zu einer nachhaltigeren Finanzierung des Gesundheitssystems beitragen könnten. Die Kantone sollten strenger sein und nicht jedem Kleinstspital sämtliche Leistungsaufträge erteilen. Eine stärkere Spezialisierung würde auch die Qualität der Behandlungen verbessern.
Integration der Langzeitpflegekosten in die Krankenversicherung
Nold äußert Bedenken hinsichtlich der Integration der Langzeitpflegekosten in die Krankenversicherung. Ihrer Meinung nach ist die Krankenkasse keine Pflegeversicherung und das Alter keine Krankheit. Eine Integration würde zu einer Prämienexplosion führen, was für sie inakzeptabel ist.
Das sollte gemacht werden
Die steigenden Krankenkassenprämien in der Schweiz sind ein drängendes Problem, das sorgfältig angegangen werden muss. Durch eine effizientere Behandlung, Spezialisierung und Qualitätsverbesserung könnten die Kosten gesenkt und das Gesundheitssystem nachhaltig finanziert werden. Die Integration der Langzeitpflegekosten in die Krankenversicherung sollte jedoch überdacht werden, um eine Prämienexplosion zu vermeiden.
Das ganze Interview finden Sie unter: https://www.blick.ch/politik/krankenkassenpraemien-steigen-weiter-wenn-wir-nichts-unternehmen-fahren-wir-das-gesundheitssystem-an-die-wand-id18473475.html